Seit vielen Jahren beschäftigt der Fall „Schönsteinhöhle“ nicht nur die Höhlenforschung, sondern in ganz besonderem Maße die Naturschutzbehörden im Landkreis Forchheim, die Höhere Naturschutzbehörde bei der Regierung von Oberfranken in Bayreuth, den Bund Naturschutz Kreisgruppe Forchheim, den Landesbund für Vogelschutz, der sich wie selbstverständlich auch um fliegende Säugetiere kümmert, und weiß Gott noch wen alles!
Man fragt sich also, was um aller Welt ist an dieser Höhle so besonders, dass sie eine derartige Aufmerksamkeit erregt – ob sie dieser bedarf, sei einmal dahingestellt.

Eingang Schönsteinhöhle 2009, die Hinweisschilder sind mit Farbe verschmiert

Eingang Schönsteinhöhle 2009, die Hinweisschilder sind mit Farbe verschmiert

Unter unseren mehr als 3000 Höhlen im Fränkischen Jura ist die „Schönstein“ neben der „Bismarckgrotte“, der „Höhle ohne Namen“ und der „Zoolithenhöhle“ wohl eine der größten und steht damit im Fokus der Outdoor-Interessen unserer erlebnishungrigen Gesellschaft. Dies verdankt sie auch der Tatsache, dass eben gerade dieses typische „Kernland“ der Fränkischen Schweiz von Anfang an einer touristischen Erschließung unterworfen war, bei der auch besonders die dortigen Höhlen im Zentrum der romantischen Interessen lagen, und so war und ist auch die Schönsteinhöhle, wie überhaupt die Höhlen im „Gebürg“, 1793 durch die Reiseberichte von Tieck und Wackenroder [1] aus ihrem Dornröschenschlaf gerissen worden. Der Schönsteinhöhle als einer der größten Höhlen in diesem Raum galt daher schon immer das ganz besondere Interesse von romantischen und erlebnishungrigen Mitmenschen, und so konnte es nicht ausbleiben, dass die Höhle seit mehr als hundert Jahren über einen „Besuchermangel“ nicht zu klagen hat.

Es lag also nahe, dieser Höhle ein Augenmerk zu widmen, um herauszufinden, ob der hohe Besucherstrom der Höhle und ihrer Flora und Fauna geschadet hat. So hat Prof. Dr. Klaus Dobat 1987 die Kleinfauna der Höhle untersucht [2], und in neuerer Zeit wurde dieser Arbeit eine Untersuchung von Dr. Hardy Schabdach gegenübergestellt mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass die höhlentypische Kleinfauna sich in den fast 27 Jahren der intensiven Höhlenbefahrungen nicht verändert hat – es konnten vielmehr noch Arten nachgewiesen werden, die Dobat nicht festgestellt hatte. Dies kann nun nicht heißen, dass die Höhlenfauna durch häufiges Befahren von Höhlen generell eine Verbesserung ihrer Lebensumstände erfährt, es zeigt aber, dass von der Anwesenheit des Menschen in der Höhle für diese Lebewesen keine unmittelbare Gefahr auszugehen scheint.

Nach einem umfangreichen Besuchermonitoring im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde des LRA Forchheim im Jahre 2009 konnte erstmals eine ungefähre Zahl von Höhlenbesuchern im Jahr ermittelt und die Zusammensetzung der Besucher nach Gruppen (Private, kommerziell geführte Gruppen) aufgezeigt werden.
Demnach wurde die Höhle von etwa 5 000 Personen befahren, von denen ca. 40 Prozent von kommerziellen Höhlenführern begleitet wurden. Hierbei handelte es sich in der Mehrzahl um Schulklassen und Jugendgruppen.
Das Ergebnis dieser Untersuchung führte zu einer sehr kontrovers geführten Diskussion über geeignete Schutzmaßnahmen, mit dem Ziel, den derzeitigen Status, der im Übrigen auch vom Landesamt für Umwelt LfU als „nicht gefährdet“ eingestuft wurde (Kategorie B), zu erhalten und wenn möglich zu verbessern.

Im Rahmen dieser Bestrebungen wurden 2012 folgende Maßnahmen getroffen, die zunächst für einen zweijährigen (2013-2014) Probebetrieb gelten werden. [3]

  • Die jährlichen Winterverschlusszeiten vom 30. September bis 1. Mai bleiben unverändert.
  • Die kommerziellen Anbieter von Gruppenbefahrungen der Höhle melden ihre geplanten Termine und die Gruppenstärke an die UNB FO.
  • Die Zufahrt zum Waldparkplatz unterhalb der Höhle ist nur mit Ausnahmegenehmigung gestattet. Diese wird von der UNB FO schriftlich erteilt. Die Naturschutzwacht und die Polizei kontrollieren die Einhaltung. (Update: Seit 1.6.2016 ist die Zufahrt zum und das Parken auf dem Waldparkplatz wieder ohne Ausnahmegenehmigung freigegeben.
  • Am Eingang zur Höhle wird eine Hinweistafel aufgestellt, auf der die Höhle beschrieben wird und wichtige Hinweise zur Befahrung und Notrufnummern mitgeteilt werden. Ein vereinfachter Höhlenplan und 2 Bilder (Kleinfauna und Fledermaus) sind vorgesehen.
  • Die Befahrung der Höhle durch sog. Gemeingebraucher, also nicht kommerziell geführte Gruppen, ist während der Sommermonate ohne Anmeldung unein-geschränkt möglich. Befahrungen ab 18:00 Uhr sind untersagt.

Das Outdoorerlebnis, zu dem Klettern, Kanufahren, Mountainbiken u.a. gehören, hat in unserer Gesellschaft derzeit einen erheblichen Stellenwert, sodass Felsen, Flüsse, Höhlen und die Juralandschaft einem hohen Nutzungsdruck ausgesetzt sind. Wir müssen dafür sorgen, dass beide Seiten, die Natur und der Mensch, zu ihrem Recht kommen. Wir Menschen leben nun mal in unserer schönen Juralandschaft, sind also auch Bestandteil dieser Natur und es liegt an uns, mit Vernunft, Umsicht und der nötigen Einsicht in beide Belange einen Einklang herzustellen – und dann würden auch die endlosen Diskussionen um die Schönsteinhöhle ein Ende finden können.

Brunnsteinhöhle, Eingang mit Feuerstelle

Brunnsteinhöhle, Eingang mit Feuerstelle

Schwingbogen, Feuerstelle und Wandschmierereien

Schwingbogen, Feuerstelle und Wandschmierereien (zwischenzeitlich entfernt)

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[1] Schaller, C.; Tieck, L. & Wackenroder, W. Die Pfingstreise von 1793 durch die Fränkische Schweiz, den Frankenwald und das Fichtelgebirge Saalfrank, 1980. ISBN 978-3-884-83017-8
[2] DOBAT, K. (1978): Die Höhlenfauna der Fränkischen Alb. – Ber. Naturwiss. Ges. Bayreuth 16 (1976/78): 11-240
[3] Landratsamt Forchheim „Schönsteinhöhle mit Einschränkungen wieder begehbar“. http://www.lra-fo.de/site/Presseartikel/2013/04/pm053.php (abgerufen am 30.11.2013)

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Text und Bilder: Dieter Preu

30. November 2013 | Tags: | Kategorie Allgemein, Höhlenschutz


59. Fränkischer Höhlenspiegel erschienen AHS – letzte Tour 2013

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