Über den Hengstenpass und durch enge Schluchten fuhren wir dem Seminarort entgegen. Nebel und Regen begleitete uns fast den ganzen Tag und die Stauwehre hatten „fast“ alle Tore geöffnet, um den gewaltigen Wasserdruck nachzugeben. Im Naturfreundehaus angekommen wurde erst mal alles Material deponiert und die Speisekammer und leeren Mägen aufgefüllt. Am Abend kamen dann auch die weiteren Höfo´s eingetrudelt und der Abend wurde lang…Am Morgen waren dann auch die letzten Seminarteilnehmer und Referenten eingetroffen.Das Seminar begann mit der klassischen Einführung, von Lukas Plan, vom „groben“ Aufbau unseres Planeten, deren Erdschichten und natürlich der ganz besonderen, dem Karst. Angesprochen wurden ebenfalls die verschiedenen Entstehungsformen von Höhlen und deren Charaktere.
Definition von Klüften, Spalten, Störungen, Schichten und deren Dokumentation.
Das Auswerten von Diagrammen, wie z.B. der Kluftrose und der Lagenkugel.
Durch veranschaulichte Beispiele und Aufgaben, konnte jeder für sich sein Wissen verbessern. So wurden z.B. auch Störungskarten ausgewertet und die einzelnen Symbole studiert und angewendet.

Der zweite Teil beschäftigte sich mit der Hydrologie. Referent war hier Rudolf Pavuza.
Auch hier gab es erst mal eine Einführung von hydrologischen Themen, wie z.B. die Lösung von Kalkstein, die Wasseraufnahme von Karstflächen, das Errechnen der Lösungsmenge, das Schätzen und Auswerten von Schüttungen und vieles mehr.
Somit gab es im Regen (wie passend) einen Ausflug zu einer kleineren Quelle, dessen Schüttung geschätzt und später durch eine Leitwertmessung exakt errechnet wurde.

Am Abend konnten die Teilnehmer ihre eigenen Forschungen vortragen, Gesteinsproben analysieren und Fragen vorbringen – was wir natürlich auch gerne taten.

Am nächsten Tag besuchten wir die Kläfferquelle (Hochschwabmassiv) und deren oberen Tagwässer.
Referent war hier Lukas Plan, der gleichzeitig auch dort beschäftigt ist.
Die Quelle liefert die gesamte Trinkwasserversorgung für Wien und Umkreis (näheres dazu Plan, L. (2002): Speläologisch-tektonische Charakterisierung der Karstwasserdynamik im Einzugsgebiet der bedeutendsten Quelle der Ostalpen (Kläfferquelle, Hochschwab) ) und durchläuft dazu eine ca. 200km lange Strecke unter Tage, mit ca. 100 Aquädukte über Schluchten und alles im natürlichen Gefälle.
Dort wo die Quelle in den „Kanal“ einmündet wurde ein weiterer 90m langer Zugangsstollen gelegt, der einen freien Blick durch ein Sichtfenster auf die Schüttung bietet – einfach nur gigantisch, wenn da ca. 10.000L/s auf einen zustürzen!
Die Befahrung der „Oberen Kläffergrotte“ blieb uns verwehrt, da diese bereits angesprungen (aktiv) war.


An den vielen Wasserfällen und Tagwässer vorbei, stiegen wir der Kraushöhle entgegen.
Froh dem Wasser entkommen zu sein, es gab nun auch welches von oben, zogen wir uns um und begannen den Abstieg über einen 20m Schacht dessen unteren Wände dick mit Montmilch überzogen waren. Genau hier konnten die geologischen Themen vom letzten Tag aufgegriffen und vertieft werden. Doch es gab auch einiges zu entdecken, was selbst die Referenten noch nicht gesehen hatten. Z.B. Kalkgestein mit gelb/gold, gesprenkelten Belag welches direkt in ein Probegefäß landete.

40 kleine Hufeisennase konnten nebenbei entdeckt und wunderbar studiert werden – sozusagen „Nase an Nase“.

Am nächsten Tag stiegen wir, diesmal bei schönstem Wetter, mit Günter Stummer zur Arzberghöhle auf. Eine schön angelegte Höhle mit mehreren Etagen, die jeweils in der steilen Felswand einen Ausblick garantieren.
Das besondere hier der Bärenschliff, der sehr markant an einigen Stellen zu entdecken ist.
Der Aufstieg zu den oberen Etagen erfolgt über eine eingebaute Holzleiter. Daher war die Frage von Günter Stummer schon ganz berechtigt: „Wie kam der Bär hier oben rein?“ Durch die horizontalen Eingänge in der steilen Felswand? Das Tal hatte sich hier bereits sehr tief eingeschnitten und wir befanden uns ca. 300m darüber.
Die Lösung: Die Eiszeit verhalf den Bären in die „Obere Etage“, denn bis dahin stand damals das Gletschereis an.

Rudi war bereits schon früher in die Höhle gegangen und hatte an einer bestimmten Stelle einige Messinstrumente ausgelegt:

  • Kohlenstoffdioxid
  • Geigerzähler
  • Radon
  • Verfallsprodukte von Radon
  • Temperaturdatenlogger

Rudi erklärte uns die Instrumente und die daraus resultierenden Ergebnisse.

Das Seminar endete am unteren Parkplatz und wir verabschiedeten uns bis zum nächsten Mal.
„Ciao baba“!

weiterführende Links, siehe hier

Text: Nils Naarmann
Fotos: Thomas Weingärtner

01. Januar 2005 | Tags: | Kategorie Ausbildung


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