Forschungsbericht Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle (1624/018a/b) am 20. und 22. Februar 2007
Teilnehmer: Thomas Bayn, Thomas Schneider
Ziel der Touren ist der Durchstieg der Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle vom unteren zum oberen Eingang, sowie der Einbau zweier Schachtstrecken (Wolfsschlucht, Feuerleiter) um die hinteren Höhlenteile durch den oberen Eingang (1624/018 b) befahrbar zu machen. Dies ist die Voraussetzung für die Vermessung des Zusammenschlusses mit der Schneekegelhöhle.
Dienstag, 20. Februar 2007
Aufstieg um kurz nach 9 Uhr vom Wanderparkplatz Appelhaus. Bereits hinterm „Schakerles“ liegt etwa 1m Schnee auf dem Wanderweg, weshalb es ab hier nur sehr mühsam mit Schneeschuhen weitergeht. Der gesamte Aufstieg dauert, vor allem weil das weglose Gelände recht steil und der Schnee sulzig ist, 3 Stunden bis zum unteren Eingang (1624/018a).
Um 13 Uhr fahren wir in den mit schönen Eisfiguren geschmückten unteren Eingang ein.
Ohne Aufenthalt steigen wir bis zum Mitternachtskapelle durch. Unsere beiden schweren Schleifsäcke, voll mit Seilen, Bohrmaschine, etc. sind vor allem in den engen Teilen kraftzehrend. In der Schachtquerung über der Eislusterkapelle ist der Boden übereist, weshalb wir bereits hier SRT-Ausrüstung benötigen. Der Aufstieg aus der Mitternachtskapelle nach Osten ist mit einem alten Seil versichert. Dieses muss bei kommenden Touren erneuert werden, nicht zuletzt deshalb,weil es lediglich um einen kleinen Verbruchblock geknotet ist. Es folgt der Aufstieg durch die Große Kluft. Dabei handelt es sich um einen großräumigen Kluftgang, der mit durchweg etwa 35°-40° steil nach oben führt, immer wieder von, teils mehrere Meter hohen, Kletterstellen unterbrochen. Etwa 3 Stunden nach Betreten der Höhle stehen wir schließlich in der Schutthalle. Auf dem Weg dorthin, schon in der Großen Kluft, fällt eine kontinuierliche Zunahme des Sinterschmucks auf. Sinterbecken, Pilzsinter und Stalaktiten in ungewohnter Häufigkeit. Über einen Schacht geht es hinunter in die Wolfsschlucht. Wir entfernen ein altes Seil und bohren neue Befestigungen. Nach etwa 6m Abseilstrecke über Blockwerk richten wir eine Umsteigstelle ein, von dort geht es weitere 8-10m nach unten. Wir sind uns einig, dass die Abseilstrecke wegen deutlich mehr Tropfwasserfall im Sommer nicht optimal eingebaut sein dürfte, entscheiden uns aber wegen der inzwischen stark fortgeschrittenen Zeit zum Weiterweg Richtung oberen Ausgang. In der Wolfsschlucht finden wir rasch den Gang nach Süden, wie er von Hasenmayer beschrieben wurde[1], der zur Feuerleiter führt. Dort hängt, wie erwartet, kein Seil, sondern nur ein Spit. Eine primäre Befahrung über den oberen Eingang wäre somit nicht möglich gewesen. Auch hier bohren wir neue Anker ein und fahren ab. Wir sind nun in den hintersten Teilen der alten Almberg-Tropfsteinhöhle. An der Feuerleiter dürfte eine Holzleiter gestanden haben, deren morsche Überreste am Boden liegen. Auch sonst ist in diesem sandig trockenen Raum einiger Unrat verteilt.
Wir deponieren Material für die nächste Tour und gehen weiter Richtung Ausgang. Dort wo wir ihn vermuten ist jedoch nur ein kleiner Schneekegel sichtbar. Eine andere ausgangsverdächtige Stelle finden wir nicht. Also müssen wir uns unter der Decke entlang graben. Glücklicherweise ist der Schnee schön locker und lässt sich am Rand in Spalten wegschieben. Nach etwa 15m Schneeschluf erreichen wir die Eingangsdoline. Um 18:30 Uhr steigen wir im Schein der Stirnlampen ab.
Donnerstag, 22. Februar 2007
Um den relativ gut tragenden Harschdeckel der kalten Nacht ausnutzen zu können, steigen wir um 6 Uhr früh auf. Diesmal brauchen wir nur zwei Stunden bis zum unteren Eingang. Wir steigen durch den oberen Eingang in die Höhle ein und nehmen zunächst den Raum an der Feuerleiter in Augenschein.Mit Schneeschaufel wird der Eingang zur Tropfsteinhöhle freigelegt.
Die von Hasenmayer beschriebene Inschrift „A. Auer 1964″[1] können wir nicht wieder finden. Kurz vor dem tiefsten Punkt des Raumes befahren wir eine Spalte, die in ein Labyrinth phreatischer Röhren mündet. Nach etwa 20m kehren wir um, ohne ein Ende der einzig schliefbaren Fortsetzung nach Süden erreicht zu haben.
Im Aufstieg Feuerleiter bohren wir eine weitere Befestigung ein und gehen anschließend weiter bis in die Wolfsschlucht. Den Aufstieg zur Schutthalle optimieren wir mit weiteren Ankern. Auf gut halber Schachtstrecke kann man nun auf einem Felsband aus Tropfwasser und Steinschlagbereich herausqueren. Wir entscheiden uns gegen einen Vorstoß in tiefere Höhlenteile und widmen uns stattdessen dem Unrat im Bereich der Feuerleiter. Gut zwei Stunden lang klauben wir Karbidreste, Altbatterien und Verpackungsreste zusammen. Anschließend schaffen wir noch vier große Schleifsäcke voll alten Holzresten nach Außen. Der jetzt wieder recht ansehnliche Raum mit ebenem Boden könnte uns in Zukunft als Biwak dienen, solange in den vorderen Teilen der Höhle geforscht und vermessen wird.
Auf dem Abstieg um 17:30 Uhr machen wir nochmals am unteren Eingang halt, um auch hier noch einige Müllreste einzusammeln.
Klimabeobachtungen:
Aufgrund deutlich niedrigerer Außentemperaturen als beim letzten mal (20.01.2007), sind im unteren Teil der Höhle (1624/018a) vermehrt Eisbildungen vorhanden. Bereits im Eingang ist der Boden vereist. An der Eismadonna sind einige neue Keulen gewachsen und auch im gesamten Gangverlauf bis zum Geisterschluf hängen teils große Eisfiguren an Decken und Wänden. Auch in der Eislusterkapelle sind diesmal größere Eisfiguren, sowie Bodeneis anzutreffen. Bodeneis im Bereich der Schachtquerung über der Eislusterkapelle ist das tagfernste Eis, das wir hier feststellen konnten.
Im Bereich des oberen Eingangs finden sich vereinzelte Eiszapfen und Keulen bis ca. 30m in die Höhle hinein.
Im unteren Höhlenteil wurde leider nicht auf Bewetterung geachtet. Im oberen Teil herrschte am ersten Tag „Windstille“, zumindest konnte keine Luftbewegung ausgemacht werden. Erst nach Aufgraben des durch Schnee verschlossenen Eingangs setzte eine mäßig starke Bewetterung berg-einwärts ein.
Insgesamt ist die Höhle im Vergleich zur letzten Tour vor 4 Wochen deutlich trockener. Wenig Tropfwasserfall, kein Wasserrauschen mehr aus diversen Spalten und auch der Boden im Lehmgang ist angenehm trocken.
Höhlenfauna:
Aufgrund des Zeitmangels keine gezielten Beobachtungen. Lediglich zufällige Sichtung eines überwinternden Spanners (Triphosa dubitata) im Bereich hinter der Feuerleiter.
Fazit und Ausblick:
Beide Schächte konnten eingerichtet und nebenbei noch ein geeigneter Biwakplatz ausgemacht und gesäubert werden. Stattliche 5kg Müll unserer Vorgänger wurden gesammelt und mit ins Tal genommen. Als nächstes steht der Beginn der Neuvermessung, vorrangig des Zusammenschlusses mit der Schneekegelhöhle, auf dem Programm.
[1] Hasenmayer Jochen, Alexander Wunsch. (1968), Ein zweiter Eingang der Almberg- Eis- und Tropfsteinhöhle entdeckt
(Grundlsee, Totes Gebirge, Kat. Nr. 1624/18). Die Höhle. 19(3): p. 86.
Text: Thomas Schneider