In einer Tiefe von 27,65m den Brunnenboden erreicht
Bei einer Tiefe von -14m haben wir am 14.04.2007 begonnen und unsere Vermutungen haben sich bestätigt: In einer Tiefe von -27,65m haben wir am Samstag, den 01.11.2008 den Boden des Brunnens erreicht und den letzten von insgesamt 2340 Eimern mit Schutt am Stahlseil hochgezogen.
Vermessungen vor Beginn der Arbeiten im Oktober 2006 hatten ergeben, dass in dieser Tiefe eine wasserstauende Schicht zu erwarten ist, von welcher der Brunnen sein Wasser bezieht. Diese Erkenntnis hatten auch die Brunnenbauer im 12. Jahrhundert und sie haben den Brunnen exakt bis auf diese Tiefe abgeteuft.
Die letzten Meter der Grabungsarbeiten waren durch das ständig zuströmende Wasser sehr arbeitsintensiv und anstrengend. Die Männer im Brunnen standen teilweise bis zu den Knien im kalten Wasser Mit einer eigens von der Gemeinde Burgthannangeschafften Pumpe mit einer Förderhöhe von 55 Metern wurde ständig das Wasser aus dem Brunnen gepumpt, nachdem es zuvor in einer Absetztonne von grobem Schmutz gereinigt worden war.
Jetzt befindet sich der Brunnen wieder in seinem historischen Zustand wie vor etwa 700 Jahren. Er hat wieder natürlich zufließendes, sauberes Wasser, welches allerdings als Trinkwasser nicht verwendbar sein wird.
Der Wasserstand im Brunnen beträgt im Ruhezustand 1,6m, es ist dann ein Wasservorrat von 2820 Litern vorhanden. Dies war für mittelalterliche Verhältnisse eine ausreichende Menge zur Versorgung von Mensch und Tier, zumal der Wasserverbrauch in diesen Zeiten mit den heutigen Mengen nicht vergleichbar ist. Durch den relativ raschen Wasserzulauf von ca. 7,8 Litern / Minute füllt sich der Brunnen nach einer Wasserentnahme auch wieder sehr schnell, die Herren von Thann hatten also mit Sicherheit keinen Wassermangel auf ihrer Burg über der Schwarzach.
Wir haben in Burgthann wieder einmal mehr unter Beweis gestellt, dass Höhlenforscher mit ihrem Knowhow und der entsprechenden Ausrüstung in der Lage sind, wertvolle Dienste in Bereichen zu leisten für die es im Allgemeinen keine Anbieter gibt. Was unsere „Bodenmannschaft“ da unten im Brunnen geleistet hat, geht weit über das hinaus, was man so gemeinhin unter ehrenamtlicher und freiwilliger Leistung versteht. Es gehört eben neben der Ausrüstung auch die motivierte Mannschaft dazu – und die haben wir in der FHKF !
… und dazu ein paar Zahlen:
- Tiefe des Brunnens : 27,65m
- Wasserstand im Brunnen : 1,6m
- Wasservorrat : 2.826 L
- Zulauf / Minute : 7,85 L
- Brunnendurchmesser : 1,5m
- Geleistete Arbeitsstunden : 1.177
- Anzahl geförderte Eimer : 2.340
- Geförderte Schuttmenge : 36,33m³
In den nächsten Tagen werden wir von den Brunnenwänden eine Fotodokumentation anfertigen und einen umfassender Bericht erstellen und nach wie vor ist ein öffentlicher Vortrag in Burgthann geplant, bei dem die Bevölkerung über die „Geheimnisse“ informiert wird, die während der Grabungsarbeiten gelüftet werden konnten – denn wie jeder Brunnen, so hatte auch der Burgbrunnen in Burgthann sein Geheimnis.
D.Preu