Teilnehmer:
- Friederike Klenner
- Ursula Niedermayer, Fa. Sinning
- Stefan
- Thomas Schneider, FHKF
- Sven Wölfel, FHKF
- Thomas Weingärtner. FHKF
Das zentrale Problem bei unseren bisherigen Vermessungsarbeiten am Almberg, war das Fehlen von bekannten Koordinatenpunkten. So war beispielsweise die Lage der verschiedenen Höhlen zueinander, ebenso wie die exakten Lagehöhen der Eingänge völlig unklar. Wir brauchten Fixpunkte an der Oberfläche…
Am Freitag Früh um 7:30 Uhr treffen wir uns in der Nähe von Altdorf um gemeinsam auf der A3 nach Österreich zu eiern. Exakt 4 Stunden später biegen wir in Liezen von der Hauptstraße in die Einfahrt von McDonalds ein.
Am Grundlsee warten schon Uschi und Stefan, bereit mit uns zum Albert-Appelhaus aufzusteigen. Uschi ist Vermessungsingeneurin und wird uns bei unserem Vermessungsvorhaben in der Latschenwildnis helfen. Im Kofferraum hat sie diverse Stative und Koffer mit Hightech-Vermessungsgeräten dabei. Ihr Arbeitgeber Sinning www.sinning.de hat sie uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Das Verfahren, mit dem gearbeitet werden soll, nennt sich Real Time Kinematic, kurz RTK. Dabei steht eine GPS-Einheit auf einem bekannten Trigonometrischen Punkt, während eine mobile Einheit (Rover) im Gelände Punkte aufmessen kann. Beide Geräte kommunizieren dabei über Funk um den GPS-Fehler, der durch Signalverzerrung zu Stande kommt, zu eliminieren.
Über Handy organisieren wir den Transport der schweren Ausrüstung via Seilbahn zum Appelhaus und steigen auf. Ein kurzer Regenschauer streift uns auf den 3 ½ Stunden Wegzeit, dann sitzen wir schon bei Heidi und Gernot auf der Terrasse bei einem Begrüßungsschnaps. Kaum vier Wochen sind seit der letzten Tour vergangen und wir sind überglücklich wieder hier sein zu können.
Nach dem Abendessen gibt es eine erste Geräteeinweisung. Koordinaten werden eingetippt und Uschi erklärt uns, wie die Vermessung am Tag drauf ablaufen wird. Kurz vor Bettruhe üben wir noch, wie man ein Vermessungsstativ richtig positioniert. Unter der einzigen Lampe auf der Hütte: Vor den Wasch- und Toilettenräumen. So darf noch jeder Wanderer vor dem Zubettgehen über das Stativ stolpern und sich über die Gestalten wundern, die im Flur einen Bierdeckel auf dem Hüttenboden einmessen.
Samstag früh platze ich schier vor Spannung. Als Organisator der Höhlenvermessung ist für mich heute der wohl wichtigste Tag der Almberghöhlenvermessung. Letzter Gerätecheck, Verteilen der Ausrüstung auf alle Rucksäcke, Abmarsch. Der Morgen ist noch frisch, es geht ein leichter Wind und über den Himmel treiben vereinzelte Wolkenfetzen. Es wird sonnig und warm. Erstes Ziel ist ein Nebengipfel des Backensteins, auf dem wir einen bekannten Trigonometrischen Punkt wissen. Die Basis wird dort aufgestellt – und Sven abgestellt. In einer kleinen Strandmuschel darf er es sich hier, wie Sokrates im Fass, bequem machen und den ganzen Tag die Geräte bewachen. Während die ersten Funksignale die Basis verlassen, verlassen wir Sven und den Backenstein und gehen zum ersten Punkt, von dem wir eine exakte Lage benötigen. In massivem Fels wird ein Vermarkungsbolzen eingeklebt und mit dem Rover die Lage bestimmt. So arbeiten wir uns von einem Punkt zum nächsten. Bergauf – bergab. Über Schutt und durch Latschen. Auch die Eingänge der lange bekannten Höhlen haben hier bislang noch keine exakte Koordinate. Und wir kennen die genaue Lage auch nicht. So irren wir die meiste Zeit planlos umher um sie in dem unübersichtlichen Gelände zu finden. Sven, der uns über Fernglas vom Gipfel beobachtet, dirigiert uns über Funk und lässt uns an seinem Eremitendasein teilhaben („Langweilig!“, „Hab scho’ alles aufgegessen!“ etc.)
Gegen Abend wird endlich, zusätzlich zu unseren Beinen, der Hilti-Akku schwach, so dass wir einen Grund haben aufhören zu können. Auch wenn ich mit dieser spitzen Technik noch einige Zeit hätte weitermessen können – das Tagwerk ist vollbracht. Wir treten geordnet den Rückweg an und sind gegen 21 Uhr wieder auf dem Appelhaus, wo wir uns von Heidi und Gernot noch mit allerhand Köstlichkeiten verwöhnen lassen. Wir sind platt von den Anstrengungen des Tages, den wir mit einem kraftvollen Zirbenschnaps unter dem steirischen Sternenhimmel ausklingen lassen. Die Vermessung war ein voller Erfolg. Erst jetzt besteht die Möglichkeit den Höhlenplan der Schneekegelhöhle auf das Höhlenatlassystem umzustellen.
Wir möchten uns in erster Linie bei Andreas Sinning für sein Vertrauen und seine enorme Hilfsbereitschaft bei der Überlassung der Vermessungsgeräte bedanken. So viel Entgegenkommen seinerseits ist alles andere als selbstverständlich und verdient ein riesiges Dankeschön.
Nicht weniger möchten wir uns auch bei seiner Mitarbeiterin Ursula Niedermayer bedanken, die ein ganzes Wochenende für uns und unser Forschungsprojekt geopfert hat. Ihr , ebenso wie Stefan, sind wir für ihr Engagement mehr als dankbar. Wir hoffen, wenn wir sie innerhalb eines Wochenendes auch nicht zu Höhlenforschern machen konnten, dass wir vielleicht doch mal wieder ein gemeinsames Wochenende in den Bergen verbringen können…
Den Hüttenwirtsleuten Heidi und Gernot vom Appelhaus muss ich bei dieser Gelegenheit aber auch noch ein dickes Lob aussprechen und Danke sagen. Die Organisation von Lagerplätzen, der Seilbahntransport und all das, gehen bei Euch so problemlos, als wäre es eine Selbstverständlichkeit.
Unser Sponsor der Vermessungstechnik, ohne den diese Projekt nicht möglich gewesen wäre:
www.sinning.de
Text: Thomas Schneider
Fotos:Sven Wölfel