Am vergangenen Wochenende fand eine Vorbereitungstour für den weiteren Vorstoß in die Tiefen des Almberg- Höhlensystems statt.
Um kurz nach vier ging es Freitag Nachmittag los. Einige Stunden und viele Kilometer später begannen wir um 21:30 Uhr mit dem Aufstieg zur Höhle. Die letzten 100 der gut 1000 Höhenmeter mussten wir (Thomas Bayn und Thomas-Michael Schneider) gegen Mitternacht in leichtem Schneetreiben zurücklegen, bevor wir es uns im Biwak in der Höhle bequem machen konnten.
Kurz nach Acht in der Früh hielt es uns schon nicht mehr so sehr in den Schlafsäcken. Eigentlich will man bei etwa 1° Celsius nur ungern die wohlige Wärme gegen einen kalten Schlaz und klamme Schuhe tauschen, aber die Aussicht auf den bislang größten Schacht der Höhle spornte uns an. Der „Traumcanyon“ liegt eine Dreiviertelstunde vom Biwak entfernt. Der Weg dorthin ist beschwerlich und von einigen Seilstrecken unterbrochen. Bereits 2006 konnte ein Dreierteam bestehend aus Thomas Bayn, Nils Naarmann und Sven Wölfel den Schacht erkunden. Bis –258m unter Eingang waren sie damals gelangt, mussten dann aber wegen Seilmangel umkehren.
Wir haben heute mit zwei mal einhundert Meter genügend Seil dabei, schließlich haben wir uns das komplette Einrichten des Schachtes vorgenommen. Über das Regenwetter der Vortage sind wir deshalb recht glücklich, denn so können wir auf ordentlich Wasser im Schacht hoffen. Nur so lässt sich eine Abseilstrecke einigermaßen „Wassereinbruch- sicher“ einbohren.
In 25m Tiefe gelangen wir auf eine Art Balkon, auf dem gut drei Personen stehen können. Der bis dahin spaltenartige, etwa einen Meter breite und mehrere Meter lange Schacht wird hier großräumig. Sein Querschnitt dürfte etwa 5 x 15m haben und ist leicht gebogen. In der Tiefe hören wir Wasser tosen, sehen kann man nur etwa 30m Meter tief, dann verliert sich der Blick in Nebel und gähnender Schwärze. An einer doppelten Aufhängung seile ich mich in der Schachtmitte weiter ab. Zu dem Tropfwasser von der Schachtdecke kommt allmählich Gischt von einem kleinen Wasserfall, der etwa fünf Meter von mir entfernt in die Tiefe rauscht. Es ist Zeit die schön freihängende Abseilstrecke zu unterbrechen und hinter einer Wandbiegung Schutz vor dem Wasser zu suchen. Ich beginne zu wippen um mit Pendelbewegungen der Wand näher zu kommen.. Sobald meine Fußspitzen die Felswand erreichen stoßen ich mich kräftig ab und beim zurückpendeln kann ich eine Ecke greifen. Die Schachtwand ist glatt wie Beton, nahezu ohne Griffe, so dass ich mich nur mit der Ferse hinter einer Kante halten kann, während ich mit der Schlagbohrmaschine den nächsten Expressanker in den Fels bohre. Geschafft. Ab jetzt geht es trocken weitere 60m nach unten. Wir erreichen einen schmalen Absatz auf dem wir stehen können. In einigen Metern Entfernung prasselt der Wasserfall in ein Becken.
Es bläst ein eisiger Wind, der das aufgewirbelte Wasser als Sprühregen mitnimmt. Wir seilen weiter ab auf die nächste Stufe in knapp 14m Tiefe. Der Schacht wird enger (etwa 3m) und das Wasser schneidet sich in schmale Canyons ein, bevor es die nächste Stufe nach unter fällt.
Bis hierhin ist die Höhle bekannt. Noch ist von den zweihundert Metern Seil etwas übrig, also seilen wir weiter ab. Es folgt einer der bislang schönsten Schächte der Höhle: Direkt unter dem Einstieg in den eineinhalb Meter breiten Canyon, wird der Schacht breit. In gebührendem Abstand zum Wasserfall seilen wir in einem elliptischen Querschnitt völlig freihängend etwa 40m ab. Wäre da nicht das eiskalte Wasser, das einen auf den unteren Metern doch noch erwischt, dann könnte man diesen Schacht ausgiebig genießen. Wir stehen in einem geräumigen Canyon auf blankem Fels. Einige Meter weiter schneidet sich der Bach erneut ein und verschwindet im nächsten Schacht. Zeit und Seil sind nahezu aufgebraucht und so setzen wir uns, Wind- und Wassergeschützt in eine Wandnische um zu Essen und uns für den Aufstieg vorzubereiten. Wir haben den derzeit tiefsten Punkt des Almberg- Höhlensystems erreicht und es geht großräumig weiter. Wir werden wiederkommen. Schon bald!